Die Branche – zumindest die kommunalen Energieversorger – scheint sich gerade von den Folgen des Atomausstiegs und der damit einhergehenden Energiewende zu erholen. Die Unternehmen scheinen nun zu wissen, wie sie mit den Verlusten aus ihren Investitionen in Kraftwerke konventioneller Energieerzeugung umgehen wollen und können. Für viele scheint die Lösung sogar ausgesprochen einfach: „Wir müssen in Kraftwerke investieren!“

Natürlich ist das kein aktuelles Zitat. Es ist vielmehr eine Interpretation zahlreicher Zitate. Denn viele Versorger engagieren sich nun in Wind- und Solarparks. Anteile großer Offshore-Anlagen werden gekauft und feste Beteiligungen an Pumpkraftwerken beschlossen. Das scheint eine Investition in die Zukunft zu sein und den Fortbestand der Versorger zu sichern. Auch die Politik begrüßt dieses Verhalten der kommunalen Versorger, mit dem nicht zuletzt auch das ökologische Engagement der amtierenden Lokalpolitiker nachgewiesen werden kann. Wenn darin aber wirklich die Zukunft der Energieversorger liegt, so muss die Frage gestellt werden: Was ist neu daran?

In der Tat ist aber zunächst einmal nichts neu an diesem Ansatz. Die Energieversorger investieren wieder in Kraftwerke. Und wieder scheint der ein oder andere dabei seinen Investitionsrahmen voll auszuschöpfen und einige wenige scheinen auch darüber hinaus zu gehen. Doch ähnlich wie bei der Investition in konventionelle Kraftwerke sind Renditen erst langfristig zu erwarten, wenn die Kredite abbezahlt und die Anlagen abgeschrieben sind. Doch was passiert, wenn zu diesem Zeitpunkt die erzeugte Energie aus diesen Kraftwerken wieder keine Rolle mehr spielt oder diese Kraftwerke gar vom Netz entkoppelt werden? Die Branche scheint zu ignorieren, dass sogenannte disruptive Entwicklungen, also nicht vorhersehbare, abrupte Änderungen wie sie der Atomausstieg eingeleitet hat, real sind und sich wiederholen können. Dabei sind neue Entwicklungen durchaus vorstellbar: Recycling von Atombrennstäben, Energie aus dem Weltraum oder die komplette dezentrale Versorgung privater Haushalte über leistungsfähige Energiespeicher. Solche Entwicklungen würden wieder zahlreiche Energieversorger in finanzielle Bedrängnis bringen.

Darum glaube ich nicht daran, dass die Investition in erneuerbare Energiequellen an sich die Zukunft der Energieversorger sichern kann. Denn dafür braucht es neue Geschäftsmodelle. Neue Ansätze, wie neue Umsatzfelder zu erschließen, neue Zielgruppen zu erreichen oder weitere, zusätzliche Bedürfnisse der bestehenden Zielgruppen zu befriedigen (vgl. Blogbeitrag). Sicherlich können dabei erneuerbare Energiequellen eine Rolle spielen. Aber nicht, wenn die Energie aus diesen Kraftwerken wie bei konventionellen Kraftwerken vermarktet wird. Dann ist es nichts weiter als alter Wein in neuen Schläuchen.

Aus meiner Sicht muss die Branche aus den alten Denkmustern ausbrechen und viel stärker den Kunden in den Mittelpunkt der Überlegungen stellen. In letzter Konsequenz heißt das dann auch, dass die Zukunftssicherungen der kommunalen Versorger nicht aus den Bereichen Erzeugung oder Unternehmensbeteiligung kommen kann, sondern aus dem Vertrieb kommen muss. Denn das ist der Bereich, in dem die Beziehung zum Kunden gepflegt wird und genau hier geschieht auch die eigentliche Wertschöpfung.

 

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